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IR 65 Reisebericht von Herrn Drewfs

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und der lokalen Vertretung:
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YALTA 98600 Ukraine
Telefon und Fax : 00380654 / 27 25 46
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Inhaber: Herr Ihor Brudny, spricht Russisch und Englisch, nur wenig Deutsch.

Inhalt

Mit einer Boeing 737 der Ukraine International Airline flogen wir am Sonnabend den 31.5. um 11:15 Uhr ab Airport Frankfurt nach Simferopol, Hauptstadt der Halbinsel Krim. Wir, das heißt Christiane Salerno, (47) die aus Genf eingeflogen war, und ich, Johannes Drewfs (85), Vater von Christiane, der aus Hamburg kommend, zum Treffen in Frankfurt für den gemeinsamen Flug nach Simferopol angereist war. Unsere Koffer wurden in Genf und in Hamburg bei der Lufthansa bis Simferopol aufgegeben, wodurch wir auf der gesamten Flugreise keine Kofferprobleme hatten. Der Terminal-Service der Ukrainischen Airlinein Frankfurt war sehr nett, er gab uns nebeneinander liegende Sitzplätze. Der Direktflug Frankfurt-Simferopol dauerte 3 Stunden. Eine warme Mahlzeit und Getränke wurden kostenfrei serviert. Ankunft in Simferopol.


Der charmante Flughafen Simferopol

Bereits vor der Passkontrolle Empfang durch eine deutsch sprechende Dame, die ein Schild mit der Aufschrift: "Klöti-Travel", "Mr. Drewfs" hochhielt. Die Dame war uns sehr behilflich als es galt, einen Fragebogen vor der Passkontrolle auszufüllen. Auf der einen Hälfte des Blattes waren Fragen in Englisch, auf der andere Häfte des Blattes gleiche Fragen in Russisch gedruckt. Gefragt wurde nach Namen, Passnummer, An-und Abreisetag, Reisegrund, Reiseziel, Name des Hotels. Der Reisepass musste mit dem ausgefüllten Fragebogen vorgelegt werden, für einen Aufenthalt von bis zu 90 Tagen ist kein Visum erforderlich. In unserem Pass mussten wir einen ausgefüllten und mit Stempel versehenen Fragebogenteil mitführen und bei der Ausreise vorlegen. Die andere Hälfte des Fragebogens mit russischem Text verblieb bis zur Ausreisekontrolle im Flughafen.

Geldwechsel war bei Ankunft in Simferopol schon unmittelbar hinter der Passkontrolle im Flughafen möglich. Die Währung in der Ukraine heißt "Griwna". Der Kurs: 1 Euro = 7 Griwna. Für Trinkgelder im Restaurant empfahl man uns, ca. 5 bis 10 % des Rechnungsbetrages zu geben, je nach Zufriedenheit. Wenn man nicht zufrieden sei, solle man auch nichts geben, sagte uns ein Einheimischer.

Ein Pkw mit Fahrer wartete und fuhr uns vom Flughafen ca. 15 km bis Simferopol, in das "Hotel Ukraina". Ein schönes ***Hotel im alten russischen Stil mit aufmerksamem Service und guten Zimmern. Das Hotel liegt in der Innenstadt, wir waren sehr zufrieden und beurteilen es mit: "Empfehlenswert"!

Frühstück in allen Hotels auf der Krim gab es immer erst ab 8 Uhr!

Sonntag,1. Juni 2008. Um 9 Uhr standen Dolmetscherin Tatyana und Fahrer Anatoli mit einem Mercedes Vito vor der Tür des Hotels. Tatyana, eine Russin, hat Germanistik und Philologie studiert und spricht sehr gut Deutsch. Zurzeit ist sie als Englischlehrerin im Marine Institut von Sewastopol tätig. Mit ihrem Wissen war sie uns eine große Hilfe. Wir fuhren im Mercedes Vito ab Hotel Simferopol nach Süden in Richtung Sewastopol.


Im Almatal

Nach ca. 30 km hielten wir im Almatal. Ich wollte den Bahnhof Poshtove sehen. Diesen Bahnhof hatte ich mit dem Namen "Alma" in Erinnerung behalten. Hier im Wartesaal des Bahnhofgebäudes, direkt neben dem Gleis, hatte ich im Frühjahr 1942 drei Wochen lang auf Stroh geschlafen. Der Raum diente als Unterkunft für 30 junge Soldaten. Weitere 130 waren im Ort untergebracht. Alle waren, mit einem Marschbataillon frisch aus Deutschland kommend, für die Eroberung der Festung Sewastopol vorgesehen. Diese 160 Mann starke Feldersatzkompanie sollte vor dem Fronteinsatz hier im Almatal eine zusätzlich Ausbildung von Frontsoldaten erhalten. Das Infanterie Regiment 65, welches vor Sewastopol lag, brauchte uns dringend als Ersatz für gehabte Verluste.


Bahnhof Alma - jetzt Bahnhof Poshtove

Rings um den Bahnhof Alma gab es 1942 nur Wiesengelände. Damals ideale Ausbildungsbedingungen. Jetzt sahen wir viele kleine Einfamilienhäuser, die bis dicht an den Bahnhof heran stehen. Den Warteraum im alten Gebäude des Bahnhofs habe ich wiedererkannt, auch wenn er jetzt sehr gepflegt aussah.

Weiter fuhren wir bis Bachtschyssaraj. Dort besichtigen wir den Khan Palast, ein Besuch den wir jedem Touristen empfehlen können.


Der Khan Palast

Am Talende liegt das Uspensky Grotten Kloster, auch sehenswert. Zwischen diesen beiden Orten liegt ein tatarisches Restaurant, wo wir mit Dolmetscherin und Fahrer unsere Mittagsmahlzeit, eine gute Gemüsesuppe und einen Salat, an sauberen Tischen unter einem Zeltdach einnahmen.


Das Tatarenrestaurant

Danach fahren wir weiter ins Katcha Tal. Das Waldstück, wo unsere Kompanie im Juni/Juli 1942 eine Ruhestellung hatte, gibt es leider nicht mehr. Hier stehen jetzt viele kleine russische Familienhäuser. Den schönen Wald werde ich in Erinnerung behalten. Von den Ortsnamen im Katcha Tal waren mir "Eski Eli" und "Columbej" in Erinnerung geblieben. Im Belbektal erinnerte ich den Ortsnamen Mamaschej. Durch alle diese Orte sind wir früher marschiert. Jetzt fuhren wir in kurzer Zeit im Auto durch das mir vertraute Gebiet. Bei einem Halt erkannte ich an der Bergform den damals hei umkämpften Ölberg. Zwei Splitter einer russischen Handgranate in meiner Schulter erinnern mich noch heute an die Kämpfe am Ölberg.

Links vom Ölberg liegt der Eisenbahnberg. Nach harten verlustreichen Kämpfen standen wir am Abend des 7.6. auf diesen damals kahlen Bergkuppen. Jetzt sehen diese Berge grüb und friedlich aus.


Die Festung "Maxim Gorki

Dem Belbektal folgend, fuhren wir bis zur Festung "Maxim Gorki", die wieder mit zwei Kuppeln, aber jetzt mit je drei Geschützrohren vom Kaliber 30,5 cm ausgestattet, auf einer Höhe liegend, einen drohenden uneinnehmbaren Eindruck vermittelt.


Gedenkstätte nahe "Maxim Gorki"

Eine Besichtigung war uns nicht möglich, doch am Zaun entlang gehend, kam ich bis auf ca. 30 Meter an die mächtigen Rohre heran. Weil wir hier auf einem höheren Punkt standen, hatte ich einen guten Blick auf das damalige, tiefer gelegene Schlachtfeld, und ich erinnerte mich, dass diese Geschütze im Juni 1942 auf unser schon weit vorgedrungenes Regiment feuerten und wir viele Ausfälle hatten. Auf dem Boden liegend, hat mir bei diesem Beschuss damals ein Granatsplitter die Feldflasche auf meinem Brotbeutel zerfetzt.

Auf dem Weg zur Sewernajabucht hielten wir am Bahnhof Mekensiewy Gory.


Der Bahnhof Mekensiewy Gory

Ich sah die vielen Gleise und erinnerte mich sofort wieder. Am 8.6.1942 stürmte ich hier mit der 5./65, meinem Kompanieführer folgend, über viele Gleise, vorbei an den zerschossenen Waggons und Lokomotiven in Richtung Kasernen, wo der Feind unseren Angriff zunächst stoppte. Ich blieb mit dem Rest unserer Kompanie - nur noch die Hälfte meiner Kameraden hatte es hierher geschafft - in einem flachen Graben liegen, gegen Beschuss geschützt.

Wie groß der Verschiebebahnhof Mekensiewy Gory tatsächlich ist, erkenne ich erst jetzt, 66 Jahre später. Damals blieb keine Zeit dafür.

Weiter ging unsere Fahrt in Richtung Inkermannfelsen und um das Ende der Sewernajabucht herum.


Die Sewernajabucht mit Blick auf die weißen Klippen

Vor dem E-Werk parkten wir. Hier, in einer kleinen Bucht nahe dem E-Werk, sprang ich am 27.6.1942 nachts aus dem Sturmboot an Land. Wir hatten bei Dunkelheit die ca. 1 km breite Sewernajabucht in leichten, aber schnellen Sturmbooten überwunden, während über unseren Booten die Leuchtspurgeschosse unserer schweren Waffen zu sehen waren, die den Feind niederhielten. Gleich rechts am E-Werk vorbei stieg ich damals bergan. Das Gelände Richtung Sewastopol lag ca. 30 Meter höher. Jetzt kann ich meinen Begleitern alles zeigen, auch wo wir auf der anderen Seite der Bucht mit Herzklopfen die Sturmboote bestiegen hatten.

Heute, also 66 Jahre später, fuhren wir bequem und friedlich im Pkw in Sewastopol ein. Das ***"Hotel Olymp" liegt in einer ruhigen Seitenstraße der Stadt. Wir mussten klingeln und warteten einige Minuten, bis uns geöffnet wurde. Unsere Zimmer waren sauber und ordentlich. Die Lage des Hotels und der Service haben uns nicht so gut gefallen. Ein paar hundert Meter weiter, an einem großen Platz, liegt das ***"Hotel Ukraina" Sewastopol. Bei einem gemeinsamen Essen am Abend im Hotel, mit Dolmetscherin und Fahrer, hatten wir einen freundlichen, höflichen und sehr aufmerksamen Service. Wir würden bei einer neuen Reise das ***"Hotel Ukraina" dem ***"Hotel Olymp" vorziehen. Alle Hotels sind allerdings mit Thermopane Scheiben ausgeröstet, Lärm von der Straße ist deshalb kaum zu hören.

Montag, 2.6.08. Um 9 Uhr begann unsere Stadtrundfahrt in Sewastopol. Zusätzlich fuhr heute Frau Irina mit. Die deutsch sprechende Historikerin Irina gehört zum Personal des Diorama Museum, das wir besichtigen wollten.


Johannes, Irina und Tatyana vor dem Diorama Museum

Von Irina erhielt ich Kopien vom Aufmarsch der Deutschen Divisionen auf der Krim vor Sewastopol von September bis Dezember 1941 und vom Juni/Juli 1942. Für die gleiche Zeit gab mir Irina Kopien der russischen Verteidiger.

Mit unseren russischen Begleiterinnen Irina und Tatyana fuhren wir zur Besichtigung des "Diorama" Museums. Hier, in einem Rundbau, wird die Befreiung Sewastopols im Mai 1944 von den Deutschen sehr eindrucksvoll dargestellt. Vor und neben dem Museum sind Geschütze und Panzer der damaligen Zeit ausgestellt, ebenso sind Schützengräben vorhanden.

An einem anderen Ort sahen wir das Panorama Museum. Auch dieses Museum ist ein Rundbau. Hier ist der Krim Krieg von 1854/55 von Franzosen und Engländern gegen russische Verteidiger von Sewastopol ebenso eindrucksvoll dargestellt.

Danach ging es zum Hafen Balaklava. Zwischen hohen Bergen liegt eine enge Einfahrt vom Schwarzen Meer her, die auch von einem großen Schiff durchfahren werden kann. Hohe, nahe beieinander liegende Bergwände umschließen einen engen Hafen mit über 30 Metern Wassertiefe. Ideal für die Russen im Krieg, die hier den aus dem Kaukasus kommenden Nachschub, Soldaten und Material, ziemlich sicher vor der deutschen Luftwaffe ausladen konnten. Außerdem hatten die Russen große Stollen in den Balaklava Berg getrieben.


Der Plan des Hafens Balaklava, links der Stollen mit der geheimen U-Boot Werft

Hier sahen wir eine U-Boot-Werft und U-Boot Versorgungsbasis, im Stollen geschätzt, durch das hohe Bergmassiv darüber. Die Stollen sind so groß, dass Platz für insgesamt 6 U-Boote vorhanden ist. In den Seitenstollen war genug Platz zum Lagern von Munition und Material. Für uns zu Fuß ein langer Weg durch die sehr gut ausgebauten, langen und beleuchteten Stollen.

Wir erholten uns nach Besichtigung beim Mittagessen dicht am Hafenbecken in einem netten kleinen Fischerrestaurant. Das Essen war sehr lecker: Knoblauchbrot und Fischsuppe, gebratener Fisch mit Bratkartoffeln:

Nachmittags nahmen wir an einem Bootsausflug teil, der uns die Einfahrt vom Schwarzen Meer in die Sewernajabucht besser erkennen ließ. Wir fuhren auch in die so genannte Südbucht ein und sahen dort von weitem Kriegsschiffe liegen, bevor wir wieder zurückfuhren. Mit nur 6 Fahrgästen in dem kleinen Motorboot dauerte unsere Fahrt leider nur 20 Minuten. Verständlich, bei dem geringen Fahrpreis und mit nur 6 Fahrgästen, konnte uns nicht mehr geboten werden.

Wir fuhren zur Halbinsel Chersones. Von hier wurden am 4. Juli 1942 letzte russische Soldaten von russischen Schiffen abgeholt und gerettet. Als im Mai 1944 die deutschen Truppen in ähnlicher Lage waren, gab es nicht genug Schiffe, um unsere deutschen Soldaten zu retten. Viele starben durch russische Fliegerangriffe. Viele Soldaten wurden gefangen genommen.


Blick von der Halbinsel Chersones

Die Halbinsel Chersones ist wunderschön. Das haben in der Antike auch schon die alten Griechen bemerkt. Wir sahen umfangreiche Ausgrabungen direkt am Schwarzen Meer und viele Ruinen von Häusern und Säulen aus dieser Zeit.

Am 3. Juni verließen wir Sewastopol in Richtung Yalta. Am Stadtrand von Sewastopol verabschiedete sich unsere Dolmetscherin Tatyana von uns. Anatoli, unser sehr geschätzter Fahrer, blieb bei uns. Für die Fahrt wollte Christiane ein paar Kirschen von einem Straßenhändler kaufen. Der füllte zwei Hände voll schöner Süßkirschen in einen Plastikbeutel. Geld dafür anzunehmen lehnte er ab.

Er hatte gehört, dass wir deutsche Touristen waren. Nein, kein Geld, die Kirschen schenkte er ihr.

Anatoli deutete an "Kirschen nicht essen" und verschwand. Nach kurzer Zeit kam er mit einer Flasche Trinkwasser zurück und spülte die Kirschen in der Plastiktüte. "Jetzt o.k." sagte er und verschwand erneut. Diesmal kam er mit zwei Blumensträßen zurück. Für den Soldatenfriedhof, deutete er an.

Mit zwei Blumensträßen im Wagen fuhren wir noch ca. 20 km weiter, auf den deutschen Soldatenfriedhof Gontscharnoje. Hier ruhen zurzeit ca. 17.000 deutsche Soldaten. Verwaltet wird er von einer sehr gut Deutsch sprechenden Russin aus Sewastopol.

Die Blumen am Ehrenmal niederlegend, dachte ich an meine vielen Kameraden, die wie ich damals, im Alter von oft nur 19 Jahren, auf die Krim transportiert wurden und hier kämpfen mussten. Sehr viele haben ihre Heimat nie wieder gesehen. Mir wurden die Augen feucht, und innerlich war ich sehr bewegt, als ich auf diese so friedliche Stätte schaute.


Maria Ivanova (maria_ivanova27@mail.ru)


Blumen für die Kameraden

Im Gedenkbuch fand ich den Namen meines Kompanieführers Oberleutnant Mischke, geboren am 29.8.1909, gefallen am 9.6.42 in Sewastopol, las ich. Ich erinnerte mich genau. Unser Kompanieführer Oblt. Mischke fiel neben mir beim Angriff auf die Kasernen durch russisches Maschinengewehrfeuer. Er und viele meiner Kameraden wurden tödlich getroffen. Ich hatte Glück, erreichte ohne Verletzung die rettende Deckung. Erinnerungen an viele Ereignisse vor Sewastopol gingen mir hier vor dem Mahnmal durch den Kopf. Innerlich bewegt verließ ich den gepflegten Soldatenfriedhof Gontscharnoje.

Auf der Fahrt nach Yalta machten wir beim Schwalbennest Mittagspause. Das Restaurant "Elena" liegt in unmittelbarer Nähe dieser auf einem Berg, direkt am Meer liegenden Kirche, genannt Schwalbennest. Wir saßen mit Anatoli draußen auf der Terrasse ein Fischgericht.

Danach fuhren wir zum Livadia Palast, der ehemaligen Zarenresidenz, wo uns die Dolmetscherin Valentina erwartete.


Livadia Palast


Valentina und der Verhandlungstisch

Im Livadia Palast haben Stalin-Roosevelt-Churchill Ende 1944 die Besatzungszonen für das damals noch nicht besiegte Deutschland festgelegt. Gezeigt wurden uns die Räumlichkeiten und Tische an denen verhandelt wurde. Valentina und Fahrer Anatoli brachten uns in das ****"Hotel Bristol" in Yalta. Danach fuhr Anatoli zurück nach Sewastopol und Valentina, die in Yalta wohnt, ging nach Hause. Im Hotel begrüßte uns Herr Ihor Brudny, unser lokaler Helfer, der uns nach unseren gemachten Erfahrungen befragte und gute Ratschläge für die nächsten Tage und die weitere Fahrt gab.


Ihor in seinem Büro in Yalta

Mittwoch, 4.6.08. Als Dolmetscher kam um 9 Uhr der Ehemann von Valentina, Victor, ins Hotel. Wir fuhren nach Alupka, zum Schloss des Fürsten Woronzow. Hier wohnte Churchill 1944 während der Verhandlungstage. Auch den Woronzo Palast, nahe am Meer gelegen, muss man gesehen haben.


Woronzo Palast

Fast noch mehr hat uns die dazugehörige Parkanlage begeistert. Seltene, teils große Bäume und blühende Pflanzen sahen wir in einem gepflegten Park mit schönen Wegen. Wir hatten alles ausgiebig bewundert und jetzt blieb sogar noch Zeit. Victor stand uns bis 14 Uhr zur Verfügung. Wir nutzten die Zeit um mit der Seilbahn auf den Aj Petri, 1234 Meter hoch, zu fahren. Von dort oben hatten wir wieder einen schönen Blick auf die Küste und auf Yalta.


Blick auf die Küste und auf Yalta

Am Nachmittag, ohne Dolmetscher, bummelten wir allein auf der Promenade von Yalta. Weil uns die Landeswährung "Griwna" ausgegangen war, wollte ich aus einem der vielen Geldautomaten meine Geldbörse wieder auffüllen. Ich war überrascht, wie schnell und einfach die Bedienung des Automaten möglich war. Umschaltbar auf Deutsch, entnahm ich dem Automat die per VISA CARD geforderten 1.000 Griwna. Der Umrechnungskurs ist einfach, 7 Griwna für einen Euro. Wechselstuben zahlen sogar etwas mehr.

Donnerstag, 5.6.08. Ihor brachte uns mit seinem Auto von Yalta nach Feodosia.

Ãœer eine schöne Straße in Meeresnähe fuhren wir bis Sudak, um die Genueser Festung zu besichtigen. Nach dem Mittagessen in einem Hotel fuhren wir in die Krim-Sekt-Stadt "Novyi Svit". Wir kauften dort dann auch guten Krim-Sekt. Danach fuhren wir noch ca. 30 km bis Feodosia in das ****+"Hotel Rote Segel". Dieses Haus übertrifft alle anderen Hotels auf der Krim, die wir bis dahin kennen gelernt hatten, in Ausstattung und Service. In den Zimmern furnierte Möbel, im Bad feinste Armaturen von "Grohe", Flachbildschirm zum Fernsehen, Klimaanlage, dicke Teppiche auf den Fluren. Geschultes, aufmerksames Personal, auch im Restaurant, wo jeder Wunsch erfüllt wurde.

Nur umständlich war es beim Frühstücken. Das umfangreiche, zugängliche Frühstücksbüffet mit Selbstbedienung im "Hotel Bristol", Yalta, hat uns am Besten von allen Hotels auf der Krim gefallen.

Freitag, 6.6.08. Wir fuhren mit Anatoli von Feodosia nach Kertsch. Etwa 100 km über schlechte Straßen in einem amerikanischen Kleinwagen. Ludmilla, eine russische Deutschlehrerin und Ata, eine Russin, Spezialistin für Antikes und Ausgrabungen, erwarteten uns. Wir staunten über Ludmillas gute deutsche Aussprache und Kenntnisse.

Wir besichtigten das Museum, wo uns Antikes aus Ausgrabungen gezeigt wurde. Das militärische Museum liegt in Meeresnähe. Hier sind in Bildern die "Helden der Sowjetzeit" zu bewundern. Die Bilder sind drei Reihen hoch an allen vier Wänden zu sehen. In einem Nebenraum liegen auf einem Tisch drei deutsche Stahlhelme und ein paar Teile von Gewehren, mit Meeresmuscheln überzogen, und ein Trommelrevolver, der nicht zu deutscher Ausrüstung gehört.

Unserer Dolmetscherin sagte ich: "Diese paar deutschen Sachen, die hier aus dem Meer geborgen wurden, sind doch Beweise eines sehr geordneten Rückzugs deutscher Soldaten. Ein großer Sowjetsieg kann hier eigentlich nicht stattgefunden haben". Eine Antwort erhielt ich nicht. Wie hier üblich, schlugen wir beim Verlassen des Raumes die zu diesem Zweck aufgehängte Glocke zweimal an. Wir bedankten uns bei unseren Fremdenführerinnen mit je einem 10 Euro Schein und fuhren in 90 Minuten zurück nach Feodosia.


Ludmilla und Ata mit Johannes in Kertsch

Sonnabend, 7.6.08. Abreisetag. Vor der Fahrt zum Flugplatz Simferopol wollten wir nach ca. 40 km von der Hauptstraße M 17 nach rechts, Richtung Norden, nach Zolote Pole fahren. Dieser Ort hieß 1942 Zürichtal. Die Zarin Katharina hatte im Jahre 1805 Schweizer Bürgern aus dem Gebiet Zürich ermöglicht, sich hier eine neue Heimat zu schaffen. Im zweiten Weltkrieg hat Stalin die deutschsprachigen Bewohner gezwungen, den Ort zu räumen. Ich hatte im Juli 1942 Gelegenheit, diesen Ort kennen zu lernen. Ich wusste damals nicht, dass die Menschen, durch Stalin vertrieben, die Einrichtung und alle Habe hatten stehen lassen müssen. Häuser und Straßen des Ortes glichen 1942 Schweizer Dörfern. Erschüttert habe ich jetzt feststellen müssen, dass aus dem einstmals schönen Zürichtal ein russischer Ort geworden ist. Nur die ev. luth. Kirche erinnert, jetzt etwas verkommen, an einstmals bessere Zeiten.


Die Ev. Luth. Kirche in Zürichtal, jetzt Zolote Pole

Wir fuhren weiter und hatten nach zwei Stunden Fahrzeit den Flughafen Simferopol erreicht. Meine Einladung zum gemeinsamen Mittagessen nahm Fahrer Anatoli leider nicht an. Er freute sich über einen 10 Euro Schein, den ich ihm als Trinkgeld für sein aufmerksames Fahren gab, aber er wollte lieber schnell zurück nach Feodosia fahren. Christiane und ich haben unter einem Sonnenschirm im Restaurant vor dem Flughafen allein in Ruhe die Mittagszeit genossen.

Später beim Einchecken mussten wir uns gedulden. Vor uns flogen noch zwei andere Maschinen ab. Eine nach Moskau, die andere nach Kiew. Nur drei Schalter für die Gepäckannahme arbeiteten für die vielen Fluggäste. Die Abfertigung ging, wie auch die Passkontrolle, problemlos schnell und ebenso schnell arbeitete die Personenkontrolle im Sicherheitsbereich. Für uns blieb bis zum Abflug genug Zeit, auch noch die Toiletten kennen zu lernen um erstaunt festzustellen, dass es nur eine Papierrolle außerhalb der drei Toiletten im Vorraum gab. Wohl dem, der sich da vor der Sitzung mit Papier eingedeckt hat. Die Örtchen waren aber sauber.

Bis Frankfurt betrug die Flugzeit wieder 3 Stunden. Von Frankfurt nach Hamburg waren es danach nur 50 Minuten Flugzeit. Um 22 Uhr war ich wieder in Hamburg angekommen, Christiane war etwas später im Haus.

Eine schöne, friedliche Reise war am 7.6.08 beendet, dank der guten Vorarbeit des Reisebüros und der lokalen Vertretung verlief alles sehr gut und problemlos.

Das Wetter meinte es gut mit uns, wir hatten täglich Sonne bei angenehmer Wärme. Die Temperaturen 23 bis 25 Grad, nachts um 20 Grad.

Als Soldat hat die Fahrt von Munster-Lager bis Simferopol 1942 im Güterzug 11 Tage gedauert.

Nach gemachten Reisenotizen geschrieben am 15. Juni 2008:Johannes Drewfs&Christiane Salerno